Der steinige Weg zum Nail Art Shooting

Seit wir diesen Blog hier betreiben und uns mit den ganzen schönen Dingen des Lebens im Lockdown beschäftigen haben wir einiges innerhalb der letzten eineinhalb Jahren gelernt. Es war an der ein oder anderen Stelle ein holpriger Weg den wir gerne teilen wollen.

Wenn wir uns heute die Bilder ansehen, die ganz zu Beginn entstanden sind, dann würden wir diese jetzt auch nicht mehr veröffentlichen. Aber irgendwie gehören sie dazu – zum ganzen Spaß und zur ganzen Entwicklung die wir gemacht haben.

Grundsätzlich haben wir hier die ganzen Tiefschläge zusammengetragen, die wir in dieser Zeit erlebt haben – und möglicher Weise ist dabei ein kleines Tutorial entstanden das jetzt jemand anderem helfen kann schneller einen Einstieg zu finden und (hoffentlich) schneller und besser zu werden als wir es je sein werden.

Fangen wir einfach einmal an:

Die Hände vor dem Fotoshooting pflegen

Bevor wir loslegen, stellen wir eigentlich sicher, dass die Nägel gut aussehen. Trockene Nagelhaut sieht auf Fotos nicht wirklich gut aus. Wir verwenden eine Nagelhautcreme oder Nagelöl, um trockene Haut geschmeidig und glänzend zu machen. Eine Feuchtigkeitscreme kann dazu auch verwendet werden, um die Hände weicher aussehen zu lassen – wir haben aber festgestellt, dass dabei auf dem Nagellack gerne Schlieren und Streifen zurückbleiben.

Wenn es kleine Unvollkommenheiten gibt, die nicht zu beheben sind, keine Sorge. Das kann in Photoshop behoben werden. Einfach mal Googeln oder bei YouTube schauen. Da gibt es eine Vielzahl von Anleitungen zu diesem Thema.

Bei der Nagelfotografie ist weniger oft mehr. Ringe oder Armbänder lenken oft vom eigentlichen Mittelpunkt des Fotos ab. Deshalb versuchen wir immer so wenig wie möglich von den Nägeln abzulenken.

Professionelle Ausrüstung ist wichtig

Das Wort professionell soll in diesem Zusammenhang nicht einschüchtern. Professionelle Kameraausrüstung kann erschwinglich sein. Bei eBay gibt es unheimlich viele Angebote im Gebrauchtsektor.

Zu Beginn haben wir die Fotos auch mit unseren Handykameras gemacht. Aber das erste Foto mit einer digitalen DSLR Kamera war im wahrsten Sinn eine Erleuchtung. Professionelle DSLRs geben einem mehr Möglichkeiten, kreativ und flexibel mit Ideen für die Nagelfotografie zu sein.

Für den Weichzeichner-Effekt bei Hintergründen sind Objektive mit einer großen Blendenbandbreite ideal. Wir nutzen dabei in der Regel eine Festbrennweite mit 50mm (ƒ/1.8) und das funktioniert sogar gut bei wenig Licht. Somit ist es ideal für Nahaufnahmen nach einer langen Session um im Anschluss am Abend noch zu knipsen.

Wir machen die Fotos immer zu zweit. Aber theoretisch könnte man die Fotos von den eigenen Nägeln auch mit einer Kamera-Fernbedienung machen. Erfahrungen mit diesen kleinen Helfern haben wir aber bislang noch nicht gemacht.

Fotografieren mit natürlichem Licht für einen schönen Glanz

In der Nagelfotografie ist das natürliche Licht der beste Freund. Klar kann man auch Ringlichter und Softboxen verwenden, aber natürliches Licht ist der einfachste Weg, um visuell ästhetische Bilder von Nägeln zu machen.

Um gute Ergebnisse zu erzielen fotografieren wir gerne drinnen neben einem großen Fenster oder draußen in einem offenen Raum. Dabei achten wir darauf, dass das Licht gleichmäßig auf die Hand fällt.

Wenn es zu viel Schatten gibt, sehen die Hände oft zu faltig aus. Je weicher das Licht ist, desto besser ist es. Im Grund haben wir festgestellt, dass es sogar am besten ist, wenn die Sonne hinter einer Wolke verschwindet, weil dann das Licht diffus und nicht hart ist.

Wir verwenden niemals Blitzlicht. Wenn nicht genug Licht vorhanden ist, nehmen wir lieber einen höheren ISO-Wert. Wenn sich dadurch mehr Körnung im Bild abzeichnet kann diese auch in Bearbeitungsprogrammen wie Lightroom oder Photoshop entfernt werden.

Requisiten führen zu natürlichen Handposen

Damit die Handposen natürlich und originell aussehen sollten die Hände während des Fotoshootings etwas festhalten. Dies kann eine Parfümflasche, eine Brieftasche oder eben die andere Hand sein.

Dabei legen wir Wert darauf, dass Requisiten zum Thema des Fotoshootings passen sollten. Dies lässt die Nagelfotos so authentisch wie möglich aussehen. Im Allgemeinen verwenden wir alles, was mit Lifestyle oder Schönheit zu tun hat – und oft kommt die Idee zu Thema des Shootings auch erst bei der Suche nach vorhandenen Requisiten. Diese sollten dabei nicht auffälliger sind als die Nägel selbst.

Was wir bislang noch nicht versucht haben – aber in jedem Fall in naher Zukunft machen wollen – ist, die Hand auf die Schulter oder einen anderen des Körpers zu legen. Tische, Bäume und sogar Laptops haben wir mittlerweile ja schon zur Genüge.

Große Blenden verwenden

Zuerst einmal: Was ist eigentlich eine große Blende? Eine große Blende ist z.B. die Blende ƒ /1,8. Die große Blende wird auch als offene Blende bezeichnet. Je größer die Blende, desto größer ist die Blendenöffnung. Durch die Blendenöffnung fällt das Licht auf den Sensor der Kamera.

Welche Bezeichnung hat eine große Blende?

Je größer die Blende, desto kleiner ist die Blendenzahl. Dies ist zu Beginn etwas verwirrend. Die Blende ƒ /1,8 ist größer als die Blende ƒ /2,0.

Wozu wird eine große Blende verwendet?

Die große Blende wird in der Regel für zwei Dinge verwendet:

  1. Zur Bildgestaltung. Eine offene Blende hat eine geringe Schärfentiefe. Dies ist ideal zum Beispiel für Portraits. Bei einem guten Portrait ist das Auge des Modells scharf, der Hintergrund hingegen ist unscharf. Fast alle guten Portraits sind mit dieser Technik aufgenommen und wir nutzen dies für die Nagelfotografie in der gleichen Weise. Für einen scharfen Vordergrund und einen unscharfen Hintergrund wird also die große Blende verwendet.
  2. Bei wenig Licht. Durch die weit offene Blendenöffnung kommt viel Licht auf den Sensor der Kamera. Somit ist es möglich bei wenig Licht zu fotografieren. Dies ist hilfreich bei Fotos in dunklen Räumen.

Hat jede Kamera eine große Blende?

Nein. Dies ist auch eine Preisfrage. Objektive mit großen Blenden sind oft teuer. Eine Ausnahme sind 50mm Objektive diverser Hersteller. Diese gibt es, mit Blende ƒ /1.8, schon ab € 50.-.

Nach diesem kleinen Exkurs: Je größer also die Blende ist, desto unschärfer werden folglich Hintergrund und Vordergrund.

Die große Blende hat aber auch ihre Grenzen, denn bei sehr großen Blendenöffnungen, wie z.B. ƒ /1.2 kann es schwierig sein eine ganze Hand im Detail zu fotografieren.

Wir versuchen zudem je nach Hintergrund mit der Blende zu spielen, damit sich das Design vom Hintergrund ordentlich abhebt und nicht mit ihm verschmilzt.

Verzerrungen vermeiden – Verhältnis beibehalten

Wenn man zu nah an eine Hand herangeht, können einige Teile der Hand im Verhältnis zur Realität größer aussehen als andere. Um ungünstig aussehende Finger zu vermeiden, fotografieren wir immer aus einiger Entfernung. Zwar nur wenige Schritte, aber das ist in jedem Fall besser als eine Makro Aufnahme zu machen. Zu Beginn haben wir uns immer Sorgen gemacht weil dann viel mehr Hintergrund im Bild zu sehen war. Das war aber in der Regel unbegründet. Solange diese klein sind und die Hand nicht verdecken, kann das später in einem Bearbeitungsprogramm entfernt werden.

Einfache Hintergründe verwenden

Meistens achten wir darauf, dass die Hintergründe das Nageldesign und die Farbe ergänzen. Inzwischen haben wir auch gelernt, dass wir Farben verwenden können, die sehr ähnlich oder genau gleich sind. Solange diese nicht mit der Nagelfarbe kollidieren, bleiben die Fotos visuell ästhetisch.

Es können auch Komplementärfarben oder weichere Versionen der Nagellackfarbe verwendet werden. Pastelltöne, verwaschene Farben und neutrale Farben wie Grau können das Nageldesign sogar noch ansprechender aussehen lassen. In jedem Fall aber sollten unruhige Hintergründe mit vielen Designs, Glitter oder schweren Texturen nicht verwendet werden.

Die hohe Kunst, die wir bislang noch nicht angewandt haben, wäre dabei Requisiten zu verwenden, die sowohl den Hintergrund als auch das Design der Nägel ergänzt.

Und wenn keine Idee so richtig zündet? Wenn alles andere fehlschlägt? Unser „Fallback“ ist immer eine sichere Farbe wie Schwarz oder Weiß zu verwenden.

Fotos aufpolieren

Sobald Die Bilder bei uns fertig sind, geht der Spaß noch weiter. Zunächst lesen wir die Shootings in eine Datenbank ein, und schauen uns an welche Bilder es dann eventuell hier auf die Homepage schaffen werden. Diese Auswahl bearbeiten wir dann eventuell in Photoshop oder nutzen „Presets“ in Lightroom um eine einheitliche Farbwirkung zu erzielen.

Wenn kleine Unfälle bei der Modellage passiert sind, dann können wir die recht schnell in Photoshop beheben. Unsere liebsten Werkzeuge sind dabei die vier Folgenden:

Ausbesserungs- oder Klonstempel-Werkzeug – Wir verwenden das Ausbesserungs-Werkzeug, um kleine Fehler an Händen oder Nägeln zu beseitigen. Das Klon-Stempel-Werkzeug ist großartig, um viele Kleinigkeiten zu beseitigen und um unerwünschte Ablenkungen aus dem Hintergrund loszuwerden.

Zuschneiden – Bei Fotos die aus der Ferne aufgenommen wurden, sieht der Hintergrund vielleicht nicht perfekt aus. Es kann sein, dass die Komposition unruhig wirkt. Das beheben wir recht schnell dadurch, indem wir die Fotos ein wenig beschneiden.

Gradations- oder Belichtungskurven – Dieses Werkzeug verwenden wir nicht immer, es hilft aber den Kontrast zu erhöhen und Verfärbungen – vor allem beim Weißabgleich – zu korrigieren.

Weichzeichnen – Bei spontanen Shootings kann oft nicht alle beachtet werden. Zum Beispiel der erste Punkt. Die Trockenheit der Haut werden wir aber recht einfach los, indem wir mit dem Weichzeichner-Werkzeug über die Haut gehen. Aber: übertreiben gilt nicht, da die Haut sonst recht schnell unnatürlich aussieht.

Nagelfotografie kann man meistern. Mit der richtigen – gerne auch gebrauchten – Ausrüstung bei natürlichem Licht fotografiert und dem Blick für die passenden Hintergründe für die Nägel.

Umso mehr Übung man hat desto leichter wird es, die Lifestyle- oder Beauty-Fotografie auf die nächste Stufe zu heben.

ian

Und trotz alle dem greifen wir immer noch spontan zur Kamera und machen eine Aufnahme wenn die Situation es hergibt. Einfach so und ohne große Vorbereitung. Es muss nämlich nach unserer Ansicht nicht immer alles INSTAperfekt sein – schließlich sind wir ja auch nicht auf diesem Kanal…

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